Immer wieder suche ich nach Worten um meine Arbeit passend zu beschreiben. Das Wissen, dass Veränderung (oder auch Heilung) von jedem Menschen selbst ausgehen muss, dass von aussen nur Unterstützung (medizinisch, psychologisch etc.) möglich ist um diese Wandlung zu erleichtern, führten schon lange dazu, dass ich mich selbst ungern als Therapeutin bezeichne. Vielmehr helfe ich Türen zu öffnen und biete Hilfe zur Selbsthilfe an. So entsteht bei uns Menschen die Möglichkeit zu lernen, wie wir uns selber helfen können. Ich bin da zur Unterstützung, wenn es zu schwierig ist, dies alleine umzusetzen.

In Privatlektionen, ist es oftmals das überraschend spontane Annehmen von neuen Bewegungs-Varianten, welches zu Verbesserungen im gesamten Befinden führen. In wöchentlichen Kursen biete ich zusätzlich gerne eine regelmässige Übungspraxis an. Dieses organische Lernen verläuft oft unbemerkt, da im Moment wenn eine Bewegung (wieder) möglich ist, diese so selbstverständlich ausgeführt wird, dass bereits vergessen ist, dass sie zuvor nicht (mehr) möglich war.

Auf meiner Suche nach Worten bin ich vor kurzem auf den Begriff der „Selbstkompetenz“ gestossen. Dieser Ausdruck kann folgendermassen beschrieben werden: „Selbstkompetenz ist die Fähigkeit, mit sich selbst so umzugehen, dass man mit sich zufrieden ist. Dazu gehören Selbstwahrnehmung, Kritikfähigkeit, Selbstbewusstsein im Sinne von Selbstbewusstheit und Selbstwert, Selbstvertrauen, Selbstliebe, Selbstorganisation und Selbstführung, auch Emotionsregulation genauso wie Einsicht in und Nachsicht mit den eigenen Schwächen, sich ein Herz fassen sowie ein Gefühl von eigenem Sinn.“
(Quelle: Selbstkompetenz. Was ist das? Wozu nützt sie?)

In dieser Beschreibung vereinen sich so viele Facetten, welche mir durch die Feldenkrais Methode vertraut sind, dass ich den Ausdruck ‘Selbstkompetenz’ verwenden wollte, um meine Angebote zu umschreiben und mich stärker im Bereich der Bildung zu positionieren. Denn Moshé Feldenkrais selbst machte uns klar, dass seine Methode eine Lernmethode ist:

»Organisches Lernen ist grundlegend, daher unerlässlich. Es kann auch therapeutisch wirken. Lernen ist gesünder, als Patient zu sein oder sogar als geheilt zu werden. Leben ist kein Ding, sondern ein Prozess. Prozesse aber gehen gut, wenn es viele Wege gibt, sie zu beeinflussen. Um das zu tun, was wir möchten, brauchen wir mehr Wege als nur den einen, den wir kennen – mag er auch an sich ein guter Weg sein.«
Moshé Feldenkrais, Das starke Selbst